Gitta S. und Thomas K. 2023-06-11: Wir hatten jeden Tag -für ein paar Stunden- gutes Wetter…
Irgendwann ist es müßig über das Wetter zu reden. Besonders wenn es so konstant ist. Und konstant war es während der gesamten 14 Tage unserer Reise. Während Zuhause zwei Wochen lang kaum ein Tropfen Wasser den Boden erreichte, zogen wir es vor, vormittags das schöne Wetter bei wolkenfreiem Himmel zu genießen um spätestens ab 14:00 Uhr die Flucht vor den täglichen rasant aufziehenden Gewittern anzutreten. Von Portugal bis Bulgarien gab es diese unglaublich lange stabile Wetterphase von Ende April bis Mitte Juni hinein.
Noch bei keiner Langstreckentour, hatten wir so oft Glück dem Wetter zu entkommen aber auch unsere Regensachen anzuziehen, um dennoch reichlich abgespült zu werden. Am Schluss waren wir im Umziehen derart geübt, dass dies in weniger als zwei Minuten abgeschlossen war.
Die alte Frage der Anreise. Quer durch die Alpen auf schönen Straßen in drei bis fünf Tagen, oder schnell, aber etwas langweilig auf der Autobahn durch die Schweiz an einem Tag mit anschließendem Berggenuss der Länge nach? Aus organisatorischen Gründen entschied sich die größere Gruppe für den klassischen zweiten Ansatz. Ohne jegliche Stauprobleme, lediglich durch die Hitze etwas gequält erreichten wir unser Hotel Du Midi in Thônes. Der zweite Tag entschädigte für die lange Autobahnetappe. Früh gestartet und mit ordentlicher Durchschnittsgeschwindigkeit erreichten wir unser Ziel Fombeton. Durch manchen Abkürzungsschlenker, auch noch ohne ernsthafte Gefahr am zweiten Tag bereits vom aufziehenden Gewitter eingeholt zu werden.
You'll never ride alone.
Bernd (Doc.) Lemmer führte im gleichen Zeitraum seine „privat“ von ihm geführte Gruppe ins ca. 130 Luftlinien-Kilometer westlich gelegene kleine Dorf Lespine unweit des Tales der Ardeche. In der Gruppe von Bernd fuhren mit: Norbert, Franz, Dieter und Katrin aus der Schweiz.
So bot es an, auf etwa halbem Weg zwischen unseren Unterkünften ein Treffen zu einem Gruppenfoto zu arrangieren. Die Wahl fiel auf DEN Berg der franz. Radfahrer, den Mont Ventoux. Auf der Anfahrt dort hin wurden noch schnell 5 Pässe und die berühmte „Gorges de Nesque“ mitgenommen und fotografisch gewürdigt. Dennoch war man pünktlich am Treffpunkt im Gipfelbistro und vertrieb sich die Wartezeit bei einem genüsslichen Snack in lustiger Runde.
"Unser Mont" machte seinen Namen (Berg der Winde) bestens zum Programm. Pünktlich zum Gruppenfoto schlug das Wetter auf Gewittersturm um, was unseren Fotos eine natürliche Dramatik verschaffte und uns anschließend rasch das Weite suchen ließ.
Unser Entrinnen war aber nur von kurzer Dauer, denn die schwarze Wand lag genau zwischen uns und unserem Zuhause in Fombeton.
Lange Power-Touren oder kurze Schönwetter-Abschnitte?
Wofür gibt es Pläne? Um diese zu ändern! Oder gleich auf Plan-B umzuschalten und Plan-C bereit zu halten. So wurde aus der Wettersituation einfach das Beste gemacht. Touren wurden eingekürzt. Unsere Langstrecken-Vielfahrer brachen alleine auf, was deren Spass keinen Abbruch tat. Wenngleich, danach befragt, nicht mehr jedermann so recht wusste. wo man denn überhaupt hingefahren ist. So kam jeder auf seinen Geschmack und das Wetter tat das seine dazu gegen Abend alle wieder an einen Tisch ins alte Chateau zu treiben. In dem leider nicht jeden Abend ein wärmendes und bedingt trocknendes Feuer uns erwartete.
So konnten wir durch unsere Flexibilität so auch einige, wenn auch nicht alle geplanten fahrerischen, kulturellen und landschaftlichen und kulinarischen Highlights mitnehmen.
Thomas freute sich daher umso mehr, dass er wenigstens eines der Kunstwerke, des in der Region tätigen, berühmtesten Landart-Künstler der Welt, Andy Goldsworthy bestaunen konnte.
Mit Spürsinn fanden wir einen seiner sensationellen lose gelegten „Sentinelle de Alps Provence“.
Der ausgedehnte Nachhauseweg wurde trotzdem ein Rennen gegen gleich mehrere Gewitterfronten. Mittels ungeplanter Abkürzungen über engste Passsträßlein -welche aber immer noch einen reichliche -grobe- Asphaltbedeckung auswiesen- gelang der Trick, hinter das Gewitter zu kommen, um ohne nass zu werden, Fombeton gerade noch trocken zu erreichen.
Grand Canyon Du Verdon. Landschaften und Abgründe – extreme Straßen in grandioser Gegend.
Keine Frage, diese Tour rund um diese in Europa unvergleichliche Schlucht ist nicht nur eine der schönsten Touren, die unser Kontinent zu bieten hat, diese war auch das Tour-Highlight unseres Urlaubs.
Wieder ärgerten wir etwas unsere „Chateau-Chefin“, die es uns an den Tagen schweren Herzens ermöglichte früher als nach Plan zu frühstücken. Denn jede Minute des Morgens zahlte gut ein auf das Konto der trockenen Kilometer. Auch wenn es dann trotzdem wieder kam, wie es kommen musste und wir am Nachmittag unausweichlich wieder direkt in heftige Gewitter fuhren, hat sich diese Tour voll gelohnt.
Schwindelfreiheit beim Fahren oder (als Beifahrer) die Augen schließen, war das Gebot des Tages. Die Bilder zur Tour sagen mehr als tausend Worte.
Nicht alle sind täglich mit dem Moped unterwegs.
Während Andreas und Stefan keinen Tag auf Ihre ausgedehnten Sporttouren verzichten wollten, bzw. auch einen Reifen-Servicetag in Avignon einlegen durften, gönnten sich die anderen ein, zwei Moped-Auszeitzage, um Sisteron und die archaische Erosions-Landschaft in der Gegend zu erkunden. Dabei wurde, wie man sieht auch „der Klappstuhl ausgegraben“ 😉.
Die Tour in der Tour, die Straßen am Meer, zu weit für eine Tagestour –
Wir wollen unseren Freundeskreis vergrößern, nicht nur unter uns bleiben.
Im letzten Dezember lernten Gitta und Thomas Eric und seine Frau Francoise im Schwarzwald kennen. Beide kümmern sich intensiv um ihr lokales freies „Var West“ HOG® Chapter in Toulon, in der Region „Var“. Im Vorfeld der Reise gab es zwischen Eric und Thomas einigen Austausch und so wurde die Idee geboren sich am Meer bei Toulon zu treffen. Zeitlich war das gar nicht einfach, weil Eric und seine Frau zwischen dem alljährlichen Treffen ihres Dachverbandes der ICEM in Orleans (Nordfrankreich) und ihrer Urlaubsreise nach Alaska standen. Nichtsdestotrotz freuen sie sich auf unseren Besuch und arrangierten ein Treffen in La Pradet. Da die Strecke zu weit für eine vernünftige Tagestour von Sisteron aus ist wurde eine Übernachtungs-Tour in der Tour geplant. Die Unterkunft war eine Empfehlung von Eric.
Wie sich herausstellen sollte, war dies, wie auch unser Restaurant für diesen Abend, eine ausgezeichnete Wahl von ihm. So hatten wir alle mächtig Spass und vergaßen rasch unsere auch heute wieder notwendige abenteuerliche, aber letztlich erfolgreiche, Flucht vor den Gewittern.
Albrecht musste leider als erster aus der Gruppe wieder die Heimreise antreten. Am Tag seiner Rückfahrt von Toulon fuhren wir den Vormittag mit Ihm zusammen die Küstenstraße bis St. Tropez. Direkt am Hafen, bei den Reichen, den Schönen und den ganz schön Reichen könnten wir uns zum Abschied noch eine Kugel Eis zu vier Euro, bevor sich unsere Wege trennten und Albrecht alleine die Rückreise über Italien antrat.
Unsere Location in La Pradet am Meer gefiel uns sehr! Die Verlockung dem Regen von Sisteron endgültig zu entkommen noch mehr. So wurde mal wieder kräftig umorganisiert und unser Stützpunkt für die restlichen Ferientage tags darauf von Sisteron ans Meer von Toulon verlegt.
Damit entkamen wir dem schlechten Nachmittagswetter und wir konnten endlich mediterranes Klima, Wasser und die Sonne genießen.
Während Ursel und Joachim direkt von Fombeton ihre Heimreise antreten mussten, zogen es Andreas und Stefan, unsere Vielfahrer, vor noch ein paar extrahundert Kilometer Frankreich dranzuhängen, um täglich große Strecke machen zu können. Wir wissen jetzt nicht, wie groß ihre Gesamtstrecke in diesen zwei Wochen war, schließlich starteten beide schon fünf Tage vor der großen Gruppe, wir schätzen aber dass diese schon, bei täglicher Fahrt locker an die 5.000km herangekommen sind.
Die Genussgruppe gönnte sich hingegen vier Stadt,- Landschafts-, Strand und Pool-Tage und lies ihre Maschinen gerne auch mal stehen und entspannte, bzw. entwarf viele Plan-B/C-Pläne um trocken zu bleiben.
Die Rückfahrt der Regenverdrossenen.
Am Ende unserer Reise hatten wir genug vom Regen. Daher kam überhaupt keine Diskussion auf, ob wir unser Zwischenziel auf der Heimreise, das Hotel in den Bergen des Haute Savoie auf regulären wunderbaren, aber nassen. Bergstraßen erreichen wollen, oder ob wir den langweiligen aber sicher trockenen Weg über die Autobahn im Rhonetal nehmen werden. Lieber 550km trocken als halbnasse 450km. Dass auch die Autobahnstrecke spannend sein kann, zeigte sich dann als wir bei einer Mautstelle einem französischen Harleyfahrer zur Hilfe eilten als dieser völlig entnervt versuchte seine Maschine (eine 2009er E-Glide) hinter der Mautstelle wieder zu starten. Seine Alarmanlage verhinderte dies jedoch standhaft.
Gemeinsam gelang es uns seine Maschine vom Parkplatz des Geschehens fast einen Kilometer weit auf dem Autobahnstandstreifen zu schieben, bis der störende Einfluss der Mautstellen-Funk-Sendestation auf seine Alarmanlage nachließ. Schweißnass an Parkplatz zurückgelaufen passierte das Erwartete, auch Gittas Sportster (ebenfalls 2009er Baujahr) mit ähnlich empfindlicher Alarmanlage verweigerte ebenfalls den Start. Wir wiederholten unsere sportliche Übung und genau an der gleichen Stelle wie zuvor startete auch die Sportster wieder, als wäre nichts gewesen. Merke: „Bei Mautstationen mit Funksendern den Motor nicht abstellen, fährt man ein Modell zwischen 2007 und 2012…“.
Nach kurzer Erfrischung im nächsten Rasthaus, bei dem anschließend wieder die Alarmanlagen piepsten und sogar eine örtliche Putzfrau den Trick des „Harleyschiebens“ schon kannte, ging es glücklich unserer letzten Übernachtung, im kleinen, aber sehr feinen Hotel Alpage in Le Grand Bornand entgegen. Unglaublich wie uns dort das „Fondue Savoyarde aux 3 Fromages & Cépes“ schmeckte.
Am anderen Tag wurden wir dafür belohnt das Risiko die Schweiz zentral über den Furkapass zu queren. Wir wurden das erste Mal in 14 Tagen, trotz Bergen überhaupt nicht nass.
Happy und mit tief in die Maschinen eingebranntem Straßenschmutz erreichten wir alle wieder wohlbehalten unser Zuhause.
Mit herzlichen Grüßen Gitta & Thomas
Unsere Strecken
Mit dabei waren:
8 Maschinen und 9 Teilnehmer: Petra und Thomas S., Ursel und Joachim P., Albrecht M., zeitweise: Andreas und Stefan H., sowie Gitta S. und Thomas K.
Tour-Statistik und OneDrive: Die Statistik? Nicht einfach, da kaum je alle miteinander unterwegs waren und einige von uns schon früher wieder nach Hause mussten. Dennoch hatte jeder zwischen 2.500 und über 6.000 km mehr auf dem Tacho. Nachtrag (suiehe u.a. Kommentar): Die beiden Brüder Andreas & Stefan H. schafften die enorme Strecke von mehr als 6.900km, durch ihre sehr ausgedehnten Vor- und Nach-Touren
Hinweis: Für Interessierte welche den Tourverlauf genauer nachvollziehen wollen gibt es den Streckenverlauf in unserem OneDrive-Cloud-Datenspeicher "AlpenChapterMitglieder". Dort sind, im Unterordner zur Tour, die gefahrenen GPS-Tracks und eine Wegpunkte-Datei downloadbar.
Danke Gitta und Thomas für den schönen Bericht!
Nachtrag für die Statistik: Die "Humburg Brüder" hatte mehr als 6900 km abgerockt.
Liebe Grüße Stefan